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Die Gaskammer in Sonnenstein


Letztes Update 10. Juli 2006





Die Gaskammer
Die Gaskammer
Zwischen Anfang 1940 und Ende Juni 1940 wurde ein Teil der Schlosses in eine Euthanasie-Anstalt umgewandelt. Man installierte eine Gaskammer und ein Krematorium im Keller des ehemaligen Männerhauses C16. Eine hohe Backsteinmauer und ein Holzzaun verhinderten Einblicke von allen Seiten. Innerhalb dieses Gebäudekomplexes lagen vier Gebäude. Sie wurden genutzt als Büros, Unterkünfte für das Personal etc. Im Dachgeschoss des Hauses C16 befanden sich die Schlafräume der "Brenner" (Männer, die die Leichen verbrennen sollten). Möglicherweise wurden auch noch andere Gebäude des Schlosses von Aktion T4 genutzt.

Auch in Sonnenstein glich die Tötung der Behinderten den Vorgängen in anderen Euthanasie-Anstalten:



Erdgeschoss des Schlosses
Erdgeschoss
-Registrierung,
-ausziehen und aushändigen der Wertsachen (Ringe, Uhren etc.) an das Personal,

-oberflächliche Untersuchung der Opfer zum Finden einer plausiblen Todesursache, die man dann den Familienangehörigen mitteilen konnte,
-fotografieren der Opfer,



Der Keller des Schlosses
Keller
-Begleitung der Opfer nach der Gaskammer und anschließende Vergasung,
-Verbrennung der Toten in den zwei Krematoriumsöfen,
-einfüllen der Asche in Urnen, wobei es für das Personal unerheblich war, von welcher Leiche die Reste stammen,


-Versand der Urnen und Todesbescheinigungen an die Verwandten.



Die Opfer wurden in Bussen nach Sonnenstein gebracht. Wenn sie nicht sofort vergast werden konnten, verbrachten sie die Nacht in den Häusern Nr. 13 und 18. Zum Vergasen wurden sie durch das westliche Treppenhaus in den Keller des Schlosses gebracht, dann durch einen Vorraum in die Gaskammer.

Der Boden der Gaskammer hatte einen Belag aus Ziegelsteinen, die Wände waren nicht gekachelt sondern mit Farbe gestrichen. Die gasdichte Tür hatte einen Sichtschlitz, durch den die Ärzte den Innenraum beobachten konnten. Das Fenster war nicht zugemauert sondern durch ein Eisengitter versperrt. Das tödliche Kohlenmonoxidgas wurde durch Rohre aus dem Nebenraum in die Gaskammer eingeleitet und strömte aus kleinen Löchern des an den Wänden umlaufenden Gasrohres. Man kann davon ausgehen (es ist allerdings nicht nachweisbar), dass Duschattrappen an der Decke angebracht waren zur Täuschung der Opfer. Nach der Vergasung wurden die Opfer durch eine andere gasdichte Tür aus der Kammer entfernt. Diese Tür diente auch zur anschließenden Reinigung des Raumes. Das Wasser floss in den Sezierraum, wo es sich in einem Gulli sammelte .
Die zwei Krematoriumsöfen wurden von der Firma Kori (Berlin) geliefert. Sie wurden aus Ziegelsteinen gemauert, ähnlich den Öfen in Mauthausen und Flossenbürg. Sie befanden sich auch im Keller, hinter dem Sezierraum. Der Rauch zog durch einen großen Schornstein ab (1,40 x 1,40 m).
Heute (2005) sind noch die rostigen Reste der Ofen-Installationen im Boden des Krematoriums und damalige Änderungen in den Wänden zu sehen. Eine Knochenmühle stand ebenfalls im Krematoriumskeller. Die Asche der Verbrannten wurde durch eine kleine Tür in der Außenwand gebracht und einen Abhang zur Elbe hinunter geworfen.

Von Ende Juni 1940 bis September 1942 wurden etwa 15.000 Behinderte im Rahmen des Euthanasie-Programmes und der Sonderbehandlung 14f13 umgebracht.
Im August/September 1942 wurde die Euthanasie-Anstalt Sonnenstein geschlossen. Verräterische Installationen wie die Gaskammer und die Krematoriumöfen wurden umgebaut bzw. entfernt, Löcher in Wänden verschlossen und Türen zugemauert. Ab Oktober 1942 diente Sonnenstein als Militärhospital. Während der DDR-Zeit wurden die Räume für unterschiedliche Zwecke genutzt, so dass weitere Spuren der Euthanasie-Zeit zerstört wurden.

Foto:
Dr. Boris Böhm, Gedenkstätte Sonnenstein

© ARC 2005