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Ernst Lerch

Letztes Update 18. Juni 2006

Ernst Lerch
Ernst Lerch
Ernst Lerch wurde am 19. November 1914 in Klagenfurt (Österreich) geboren.
Er studierte kurz an der Hochschule für Welthandel in Wien. Von 1931-34 arbeitete er als Kellner in diversen Hotels in der Schweiz, Frankreich und Ungarn. Am 1. Dezember 1932 trat er in die NSDAP ein (Mitglieds-Nr. 1 327 396), am 1. März 1934 in die SS (Mitglieds-Nr. 309 700).
Von 1934 bis zum "Anschluss" Österreichs 1938 war er im Café Lerch seines Vaters in Klagenfurt angestellt. Das Café wurde ein beliebter Treffpunkt für illegale kärntner Nazis. Globocnik, Classen und Kaltenbrunner wurden hier oft gesehen.
Noch in Österreich wurde Lerch am 9. September 1936 zum SS-Untersturmführer ernannt, 1937 zum SS-Obersturmführer. 1938 zog Lerch nach Berlin, wo er als SS-Hauptsturmführer (ab 12. März 1938) im Sicherheitsdienst Sicherheitsdienst tätig war.
Auf seiner Hochzeit mit einer Gestapo-Angestellten waren Pohl und Globocnik Trauzeugen.
Im Dezember 1938 trat er in die Wehrmacht ein und diente im Polenfeldzug nach eigenen Aussagen als Unteroffizier.
Von Februar 1940 bis September 1941 war Lerch im RSHA in Berlin tätig. Danach als Rasse- und Siedlungsführer in Krakau.

Von 1941 bis 1943 diente Lerch in Lublin als Leiter von Globocniks persönlichem Büro und als Stabsführer der Allgemeinen SS.
Am 21. Juli 1942 wurde er zum SS-Sturmbannführer ernannt. Lerch war einer der wichtigsten Männer der Aktion Reinhard. Er war verantwortlich für "jüdische Angelegenheiten", dem Massenmord an den Juden des Generalgouvernements. Zusätzlich koordinierte er die Funkverbindung zwischen dem Aktion Reinhard Hauptquartier in Lublin und Berlin. Im Worthoff-Prozess nach dem Krieg kam zur Sprache, dass Lerch die Liquidation tausender Juden des Ghettos Majdan Tatarski in Lublin im Wald von Krepiec beaufsichtigt haben soll.

Am Ende der Aktion Reinhard wurde Lerch im September 1943 nach Italien versetzt, zusammen mit den meisten SS-Männern von Globocniks Truppe. In Triest war er weiterhin Globocniks Personalchef in der OZAK (Operationszone Adriatisches Küstenland), Globocniks Rechte Hand und sehr involviert in der Bekämpfung von Partisanen. Für einige wenige Wochen (evtl. nur zwei?) war Lerch provisorischer Polizeichef in Fiume.

Prozess 1971
Nach der deutschen Kapitulation in Italien im Mai 1945 flüchtete er nach Kärnten (Süd Österreich), wo er sich gut auskannte. Dort wurde er am 31. Mai 1945 zusammen mit seinen Aktion Reinhard Kameraden Globocnik, Höfle und Michalsen auf der Möslacher Alm am Weissensee von einem englischen Kommando verhaftet.

In Wolfsberg wurde er von den Engländern verhört. Lerch bestand darauf, nur eine kurze Zeit in Lublin gewesen zu sein, und nichts mit Globocnik oder gar Massentötungen zu tun gehabt zu haben. Er konnte aus dem Gefängnis fliehen und versteckte sich von 1947 bis 1950.

Erneut verhaftet, wurde Lerch 1960 im Rahmen der Entnazifizierung vom Landgericht Wiesbaden zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt (8JS 1145/60 StA Wiesbaden). 1971 wurde er erneut angeklagt, am Holocaust beteiligt gewesen zu sein. Der Prozess wurde in Klagenfurt abgehalten. Sein Fall wurde am 11. Mai 1976 endgültig eingestellt, weil Lerch weiterhin behauptete, nichts verbrochen zu haben und weil es an Zeugen mangelte (LG Klagenfurt: 25VR 3123/71).
Bis 1971 oder 1972 leitete er ein Café in seiner Heimatstadt Klagenfurt. Lerch starb 1997.

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