ARC Main Page Euthanasie Brandenburg Grafeneck Hadamar Hartheim Sonnenstein T4 Rest Home

Bernburg

Letztes Update 25. Juni 2006





In Bernburg (bei Magdeburg) wurde 1875 ein psychiatrisches Krankenhaus mit 132 Betten gebaut. Im Spätsommer 1940 wurde ein Teil des Gebäudekomplexes von der "Gemeinnützigen Stiftung für Anstaltspflege" (besser bekannt als Aktion T4) angemietet. Von nun an war die Klinik geteilt in einen herkömmlichen Bereich und den Euthanasiebereich.


Innerhalb von vier Wochen im Oktober/November 1940 wurden 80 m2 des Kellers unter dem ehemaligen "Männerhaus 2" in einen Mordbereich umgebaut:
1. Ein kleiner Raum erhielt ein Guckloch, seine Wände und der Fußboden wurden gekachelt. In dieser Gaskammer (14 m2) wurden 8.601 Menschen während der Aktion T4 umgebracht.
2. Ein anderer Raum erhielt zwei Krematoriumsöfen.
3. Ein Sezierraum.
4. Eine Leichenkammer.


Das Morden begann am 21. November 1940. Die ersten 25 Opfer waren Patienten der Heilanstalt Neuruppin. Neuruppin war "Zwischenanstalt" für Bernburg. In Bernburg vollzog sich das Morden genauso wie in anderen Euthanasie-Anstalten:

-Registrierung,
-ausziehen und aushändigen der Wertsachen (Ringe, Uhren etc.) an das Personal,

-oberflächliche Untersuchung der Opfer zum Finden einer plausiblen Todesursache, die man dann den Familienangehörigen mitteilen konnte,
-fotografieren der Opfer,
-Begleitung der Opfer nach der Gaskammer und anschließende Vergasung,
-Verbrennung der Toten in den zwei Krematoriumsöfen,
-einfüllen der Asche in Urnen, wobei es für das Personal unerheblich war, von welcher Leiche die Reste stammen,

-Versand der Urnen und Todesbescheinigungen an die Verwandten.


Auch in Bernburg wurden die ankommenden Opfer sofort getötet. Große, graue Busse fuhren in die Garage hinein. Dann erlaubte man den Menschen, den Bus zu verlassen. Durch einen Korridor gelangten die Opfer ins Erdgeschoss. In mehreren Räumen fand die Registrierung, Untersuchung etc. statt. Menschen mit besonderen Körpermerkmalen wurden durch die Ärzte mit einem roten Kreuz auf dem Rücken markiert. In Gruppen von 60-75 brachten "Pfleger" die Opfer zur Vergasung in den Keller. Nach dem Töten blieben die zwei Gaskammertüren für eine Stunde verschlossen, bis der Raum gelüftet war. Neben der Gaskammer befand sich der Sezierraum, wo die markierten Leichen ausgesondert wurden für eine Autopsie. Die anderen Leichen wurden sofort von den "Brennern" verbrannt.

Während der "Sonderbehandlung 14f13" (in Bernburg von 1941 bis April 1943) wurden ca. 5.000 Menschen in Bernburg umgebracht, vorwiegend Juden aus den KZs Buchenwald, Flossenbürg, Groß-Rosen, Neuengamme, Ravensbrück und Sachsenhausen. Während der gesamten Euthanasie-Aktion wurden die nicht von T4 gemieteten Gebäude als normale psychiatrische Anstalt genutzt!

Seziertisch 1945
Seziertisch 1945
"Duschköpfe 1945
Aufgrund eines Befehls des WVHA vom 27. April 1943 wurden zumindest die Krematoriumsöfen abgebaut und das Aktion T4 Personal nach Polen versetzt (siehe Aktion Reinhard).
Noch 1949 sah die Pflegerin Anna Maria L. (Ludwigsburg Archiv Ordner La - Le) im Keller einige Bänke, auf denen die Opfer auf ihr "Bad" gewartet haben, die Duschköpfe in der Gaskammer und den Seziertisch.
Im Laufe der Bauarbeiten für die Gedenkstätte (1988/89) entdeckte man das Guckloch in der Gaskammerwand und die Öffnung der Gaskammertür.

Der ehemalige Direktor Dr. Irmfried Eberl wurde im Januar 1948 verhaftet. Er entzog sich seinem Prozess durch Selbstmord im Februar 1948. Einige andere Bernburg-Täter wurden nach 1948 verhaftet und verurteilt, doch die meisten konnten nicht zur Rechenschaft gezogen werden.

Zahlreiche Männer der Aktion Reinhard waren in Bernburg tätig, z.B. Rudolf Bär, Johannes Bauch, Max Biala, Helmut Bootz, Werner Borowski, Werner Dubois, Kurt D., Irmfried Eberl, Erwin Fichtner, Herbert Floss, Karl Frenzel, Erich Fuchs, Albert G., Siegfried Graetschus, August Hengst, Gottlieb Hering, Fritz Hirche, Erwin Lambert, Willy Mätzig, Johann Niemann, Josef Oberhauser, Karl Pötzinger, Wenzel Rehwald, Gottfried Schwarz, Fritz Schmidt, Otto Stadie, Franz Stangl und Christian Wirth.

Im September 1989 wurde die Gedenkstätte Bernburg eingerichtet.
Bernburg Keller Gaskammer 1996
Männerhaus 2 Keller Gaskammer 1996

Photos: Mit freundlicher Genehmigung durch Dr. U. Hoffmann, Gedenkstätte Bernburg

© ARC 2005