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Hartheim

Letztes Update 1. September 2006





Schloss Hartheim (bei Linz in Österreich) wurde Ende des 16. Jahrhunderts gebaut. Bis 1793 gehörte das Schloss den Grafen von Starhemberg. 1898 stiftete die gräfliche Familie das Schloss dem "Landeswohltätigkeitsverein in Oberösterreich", um ein Heim für psychisch und physisch behinderte Kinder einzurichten.

Im Zuge des "Anschlusses" Österreichs an das Deutsche Reich wurde die Anstalt im Sommer 1938 enteignet und Anfang 1939 umgebaut in eine Euthanasie-Anstalt mit Gaskammer und Kremarorium. An der Westseite des Schlosses wurde ein hölzerner Anbau errichtet, in dem die Opfer unbemerkt aus den Bussen ausgeladen werden konnten.
Im Januar 1940 wurden die ersten 95 Behinderten vergast. Die Opfer wurden von vier Fahrern (Franz Mayrhuber, Franz Hödl u.a.) mit zwei großen, grauen Bussen nach Hartheim gebracht, wo die Opfer in einem hölzernen Anbau verschwanden. Nach ihrer Vergasung brach das Personal ("Leichenbrenner": Barbel, Bolender, Mertha, Nohel und Vallasta) die Goldzähne aus den Kiefern der Toten. Nach der Verbrennung der Leichen waren meistens noch Knochenreste in der Asche zu erkennen. Diese wurden schließlich mit einer Knochenmühle zermahlen. Einmal pro Woche verließ ein Lastwagen die Anstalt, um die Asche der Toten in die Flüsse Donau und Traun zu kippen.

Bis August 1941 hatte die Todeszahl 18.269 erreicht. Später, im Laufe der "Sonderbehandlung 14f13", wurden noch einmal ca. 12.000 Menschen getötet. 8000 Insassen der KZs Dachau und Mauthausen / Gusen wurden ebenfalls umgebracht.
2003
2003
Franz (F) und Bredow (B) in Hartheim
Franz (F) und Bredow (B) in Hartheim
Im Sommer 1943 wurde Hartheim zur T4-Zentrale, weil Berlin nicht länger als sicher angesehen werden konnte. Eine zweite Zentrale wurde im T4-Erholungsheim "Haus Schoberstein" in Weissenbach am Attersee (Österreich) eingerichtet.

Die Bevölkerung in der Nähe Hartheims wurde irgendwann aufmerksam auf die seltsamen Vorgänge im Schloss. Immer nach Ankunft eines der grauen Busse war eine dunkle Rauchwolke aus einem nicht einsehbaren Schornstein zu sehen. An Tagen mit niedrig hängenden Wolken breitete sich Rauch über der Stadt aus. Er roch nach verbranntem Fleisch und Haaren, so dass die Einwohner darunter zu leiden begannen. Die Tatsache, dass so viele Menschen in das Schloss gebracht wurden aber niemand es verließ, beflügelte diverse Gerüchte. Um die Bevölkerung zu beruhigen, arrangierte die T4 Informationsveranstaltungen. Darin wurde der Bevölkerung weisgemacht, dass Altöl verbrannt worden ist. Die Bevölkerung erhielt eine Warnung, Beobachtungen nicht weiter zu verbreiten.
Von Dezember 1944 bis Januar 1945 wurden Insassen des KZ Mauthausen gezwungen, die Vergasungseinrichtungen abzubauen. Fast alle Dokumente wurden verbrannt.

Nach der Befreiung durch die 3. US Armee General Pattons fand das "War Crimes Investigating Team No.6824", angeführt durch Major Charles Dameron, einen Karton mit Dokumenten über die Aktion T4. In diesen Dokumenten waren die Ersparnisse aufgelistet, die durch die Aktion T4 gemacht worden sind: Mehr als 70.000 Opfer der Aktion T4 "ersparten" dem Deutschen Reich mehr als 885 Millionen Reichsmark (heute mehr als 3 Milliarden US$).
1954 wurden die Räume des Schlosses zu Mietwohnungen umgebaut. Heute werden alle Räume für die Gedenkstätte genutzt.

Diese späteren Aktion Reinhard Männer waren in Hartheim tätig: Heinrich Barbl, Rudolf Beckmann (eventuell), Kurt Bolender, Paul Bredow, Helmut Fischer, Kurt Franz *, Anton Getzinger, Hans Girtzig, Hubert Gomerski, Karl Gringers, Ferdinand Grömer, Paul Groth, Gottlieb Hering, Fritz Hirche, Franz Hödl, Erwin Lambert, Hermann Michel, Wenzel Rehwald, Franz Reichleitner, Karl Richter, Paul Rost, Ernst Schemmel, Franz Stangl, Karl Steubl, Friedrich Tauscher, Josef Vallasta, Gustav Franz Wagner, Arthur Walther, Christian Wirth u.a.

1969 wurde eine Gedenkstätte in den Räumen des Schlosses eingerichtet. Der "Verein Schloss Hartheim" wurde 1995 gegründet mit der Aufgabe, die NS-Vergangenheit des Schlosses aufzudecken und einen geeigneten Rahmen zu finden für die Nutzung des Gebäudes.

* Siehe die Franz Foto Story!
Hartheim Kremaroriumsrauch Urne Ausflug des Personals
Hartheim Krematoriumsrauch Urne Ausflug des Personals

Informieren Sie sich über das Schicksal der Katharina Wohlgenannt, die in Hartheim ums Leben kam.

Quellen:
Gedenkstätte Hartheim
Walter Kohl: "Ich fühle mich nicht schuldig". Wien, 2000
© ARC 2005